In diesem Artikel klären wir, was du rund um den Tattoo-Termin in Bezug auf Medikamente unbedingt beachten solltest. Denn manche Wirkstoffe können Blutungen fördern, die Wundheilung verzögern oder das Risiko für Komplikationen erhöhen.
1. Schmerzmittel – nur bedingt erlaubt
Du bist aufgeregt und denkst, ein Schmerzmittel vor dem Termin könnte helfen? Besser nicht! Viele gängige Schmerzmittel beeinflussen die Blutgerinnung oder reizen den Magen – beides ist im Tattoo-Kontext problematisch.
Diese Schmerzmittel solltest du meiden:
- Aspirin (Acetylsalicylsäure): blutverdünnend – erhöht das Risiko starker Blutungen
- Ibuprofen: ebenfalls leicht blutverdünnend und entzündungshemmend – kann die Abheilung stören
- Naproxen: ähnliche Wirkung wie Ibuprofen – also auch ungeeignet
Was ist erlaubt?
- Paracetamol: gilt als relativ sicher, da es nicht blutverdünnend wirkt. Eine normale Dosis ist in den meisten Fällen unbedenklich, aber sprich im Zweifel mit deinem Tätowierer oder Arzt.
Tipp: Wenn du starke Schmerzen während des Tätowierens befürchtest, sprich vorher mit dem Studio. Manche Artists bieten kurze Pausen oder sogar betäubende Cremes an – aber auch die sind nicht immer ideal (siehe Punkt 7).
2. Blutverdünner – große Vorsicht!
Wer regelmäßig Blutverdünner nimmt – zum Beispiel wegen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, Thrombose oder nach einer Operation – sollte ein Tattoo nicht auf eigene Faust planen.
Typische Blutverdünner:
- ASS (Acetylsalicylsäure)
- Marcumar (Phenprocoumon)
- Xarelto (Rivaroxaban)
- Eliquis (Apixaban)
- Heparin (Spritze oder Salbe)
Diese Medikamente erhöhen das Risiko für:
- stärkere Blutungen beim Stechen
- unsaubere Linien
- verlängerte Heilung
- Nachbluten nach dem Termin
Was tun?
Wichtig: Niemals eigenständig die Medikation absetzen!
Sprich zuerst mit deinem behandelnden Arzt und informiere deinen Tätowierer. In manchen Fällen kann man das Tattoo zeitlich anpassen oder in besonders kleine Sessions unterteilen.
3. Antibiotika – Tattoo verschieben!
Wenn du gerade eine bakterielle Infektion behandelst, ist dein Immunsystem bereits belastet. Auch Antibiotika selbst beeinflussen die körpereigene Abwehr und können die Wundheilung negativ beeinflussen.
Typische Risiken:
- verzögerte Heilung
- gesteigertes Infektionsrisiko
- unklare Hautreaktionen (z. B. Rötung durch Tattoo oder durch Antibiotikum?)
Empfehlung:
Verschiebe deinen Termin, wenn du:
- aktuell Antibiotika nimmst
- in den letzten 3 Tagen noch eine Dosis hattest
- dich allgemein krank fühlst
Ein gesundes Immunsystem ist das A und O für ein schönes, komplikationsfreies Tattoo.
4. Kortison & Immunsuppressiva
Wenn du Medikamente nimmst, die das Immunsystem dämpfen (z. B. bei Autoimmunerkrankungen, Rheuma, Neurodermitis, nach einer Organtransplantation), ist besondere Vorsicht geboten.
Typische Wirkstoffe:
- Cortison/Cortisol
- Methotrexat
- Ciclosporin
- Biologika (z. B. Humira, Enbrel)
Diese Medikamente können:
- die Wundheilung verlangsamen
- Infektionen begünstigen
- allergische Reaktionen verstärken
Tipp: In solchen Fällen solltest du dein Tattoo-Vorhaben immer mit deinem behandelnden Arzt absprechen. Ein seriöses Studio wird dir bei Unsicherheiten keinen Termin geben – und das ist auch gut so!
5. Antidepressiva und Psychopharmaka
Viele Menschen mit Depressionen oder Angststörungen lassen sich Tattoos stechen – als Symbol für einen Neuanfang oder zur Selbstermächtigung. Medikamente aus diesem Bereich sind in der Regel kein Ausschlusskriterium, aber es gibt ein paar Dinge zu beachten.
Was du wissen solltest:
- Einige Antidepressiva machen dich lichtempfindlicher – relevant bei der Wundheilung
- Tranquilizer (z. B. Benzodiazepine) können die Schmerzverarbeitung verändern
- Schlafmittel können dich am Tattoo-Tag “vernebelt” wirken lassen – keine gute Voraussetzung
Fazit: Sprich offen mit deinem Tätowierer. Viele haben Erfahrung mit sensiblen Themen und wissen, wie man eine entspannte Atmosphäre schafft.
6. Antibabypille und Hormonpräparate
Die gute Nachricht: Die klassische Antibabypille oder andere hormonelle Verhütungsmittel stellen im Normalfall kein Risiko beim Tätowieren dar. Du kannst den Termin also wie geplant wahrnehmen.
Aber: Bei starker hormoneller Umstellung (z. B. Wechsel der Pille, Hormontherapie, Schwangerschaft) reagiert die Haut manchmal anders. Es kann zu:
- stärkeren Hautreizungen
- veränderter Pigmentierung
- längerer Heilung kommen
Wenn du unsicher bist, frag deine Gynäkologin oder warte ein paar Wochen nach einer Umstellung.
7. Lokale Betäubungscremes – ein zweischneidiges Schwert
Es gibt rezeptfreie Cremes (z. B. Emla), die die Haut leicht betäuben. Viele denken: “Perfekt, dann spüre ich nichts!” Leider ist es nicht ganz so einfach.
Probleme mit Betäubungssalben:
- Nicht alle Studios erlauben sie (veränderte Hautstruktur, Farbe wird schlechter aufgenommen)
- Wirkung oft unzuverlässig
- Kann Haut aufquellen lassen – schlechte Voraussetzungen für feine Linien
Tipp: Frag vorher im Studio nach, ob der Einsatz erlaubt und sinnvoll ist. In den meisten Fällen wird dir eher davon abgeraten.
8. Allergiemittel, Asthma-Sprays, Schilddrüsenmedikamente?
Diese Medikamentengruppen gelten in der Regel als unproblematisch – solange du keine akute Erkrankung hast.
Dennoch gilt auch hier:
Transparenz ist wichtig. Informiere den Artist über alle Medikamente, die du regelmäßig nimmst. Nur so kann er/sie einschätzen, ob Anpassungen nötig sind.
Fazit: Ehrlichkeit ist wichtiger als Tapferkeit
Ein Tattoo ist keine spontane Nebensache – vor allem nicht, wenn du Medikamente einnimmst. Egal ob tägliche Tabletten oder eine kurzfristige Erkältung: Dein Körper verarbeitet die Tattoo-Nadeln nur so gut, wie sein aktueller Zustand es zulässt.
Also:
- Kein Aspirin, Ibuprofen oder Alkohol vor dem Termin.
- Keine Antibiotika oder Immunsuppressiva ohne ärztliches OK.
- Keine Geheimniskrämerei – lieber einmal mehr offen kommunizieren.
Wenn du dir nicht sicher bist, ob dein Medikament ein Problem darstellen könnte, frag lieber deinen Arzt – und verschiebe im Zweifel den Termin. Deine Haut und dein zukünftiges Tattoo werden es dir danken!